URBANES

Abwicklung im Zeitraffer

Ein Industrierevier verschwindet

Nach der politischen Wende in der DDR ging es mit den 90.000 Industriearbeitsplätzen in Leipzig-Plagwitz binnen kürzester Zeit bergab, begann flächendeckender Abriss. Viel hat sich seitdem zum Positiven verändert, doch einige Orte sind verlassen geblieben.

Hof der Bauwollspinnerei
Industriebetriebe wie die Baumwollspinnerei mit ihren Anschlussgleisen und Werkstraßen waren typisch für das Industrierevier Plagwitz

Noch im Jahr 1840 war Plagwitz ein Dorf mit 150 Einwohnern, ein halbes Jahhundert später das erste planmäßig entwickelte Industriegebiet Deutschlands. Neu am 1891 eingemeindeten Stadtteil war die planmäßige Entwicklung von Wohnquartieren, Infrastruktur und Fabrikstandorten auf engstem Raum. Der Stadtteil boomte, selbst der neu angelegte Friedhof musste wegen Platzmangels bald auf benachbarte Flur umziehen. Während des Zweiten Weltkrieges gab es kaum Schäden zu verzeichnen, in der DDR lief die Produktion auf Hochtouren. Investiert und erneuert wurde über Jahrzehnte jedoch kaum. Der Weg in die nachindustrielle Gesellschaft verlief dann auch als radikaler Bruch innerhalb kürzester Zeit.

Brache und Ruine
Weitläufige industrielle Brachflächen und verfallene Häuser prägten nach der Wende das Bild eines heruntergekommenen Stadtteils
Fabrikruine und Werbetafel
Viel hat sich verändert, manche Seifenblasen sind geplatzt, doch der Stadtumbau hat Tatsachen geschaffen
Sozialgebäude Güterbahnhof
Vollkommen brach fiel das weitläufige Areal des Plagwitzer Güterbahnhofs, ein Stadtteilpark ersetzte Infrastruktur
Kraftwerk Kammgarnspinnerei
Fabriken, Wohnbebauung, Straßen und Anschlussgleise prägten eines der weltweit ersten Industriereviere
Hinterhof in Plagwitz
Noch hat der Zeitgeist nicht zugeschlagen: Manche Hinterhöfe liegen noch brach und harren der Dinge, die da kommen
Maschinenfabrik Swiderski
Wie die Maschinenfabrik Swiderski sind manche denkmalgeschützte Fabrikgebäude aus der Zeit gefallen
Zaun und Industrieruine
Ungeachtet ihres Zustandes sind die alten Fabrikanlagen wertvolle, aber aussterbende Zeitzeugen
Ladestraße Plagwitz
Nicht mehr genutzte Brachflächen, wie die Ladestraße des Bahnhofs, erobern sich die Natur und lokale Initiativen
Hof Kammgarnspinnerei
Teile der weitläufigen Anlagen der Kammgarnspinnerei Stöhr & Co. KG werden zum Teil bis heute genutzt
Dachabdruck an Wand
Vom einstigen Produktionsstandort blieben nur schwache Spuren des Sheddaches an der denkmalgeschützten Wand
Zerstörte Fabrikhalle
Schützenswerte Architektur blieb liegen, da es sich nicht rechnete – nun hat es sich erledigt
Brache Brauerei Naumann
Manche Ecken wurden regelrecht umgegraben, aber in Industriebrachen kann man nicht wirklich leben
Impression Ruststraße Leipzig
Auch an angrenzenden Straßen des Güterbahnhofs Plagwitz steht die Zeit still und konserviert vorübergehend Vergangenes
Brache mit Gleisen
Das ist keine Wüste, sondern das Karl-Heine-Holz – Der Industrie-Pionier hätte diesen Euphemismus wohl Frechheit genannt

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