Warteschleife im Havelland


Technik als Lost Place

  TECHNIK   13 | 3:15 Min

Der kleine Havelort Ketzin könnte Reinald Grebe als Inspiration für seinen Brandenburg-Song gedient haben. Am Bahnhof mühte sich im Jahr 2016 ein Verein um den Erhalt von Eisenbahnfahrzeugen und Anlagen. Zudem bot er zeitweise einigen Gastfahrzeugen einen Warteplatz.

Kleinlok hinter Schutzhaltsignal
Das Schutzhaltsignal im Schuppengleis hat leider auch eine symbolische Bedeutung erlangt

Der kleine Ort liegt eine gute halbe Stunde Autofahrt von Potsdam entfernt. Sein Bahnhof ist Endpunkt der 15 Kilometer langen Strecke Nauen – Ketzin der Osthavelländischen Kreisbahnen. Der Personenverkehr endete bereits Anfang der 1960er Jahre, auf einem Teilstück sorgt ein Gewerbegebiet noch heute für gelegentlichen Güterverkehr.

Abgestellte Rangierlok im Wildwuchs
Eine V10-Werklok zwischen Vergangenheit und Zukunft an der ehemaligen Ladestraße
Abgestellte Wagen hinter Weiche
Wagen des Belziger Traditionszuges wechselten Februar 2023 zum neuen Eigentümer nach Leipzig
Front des SVT vor Rekowagen
Vereint auf dem Abstellgleis standen charismatischer Schnelltriebwagen und rappeliger Dreiachser

Die Arbeitsgemeinschaft Osthavelländische Kreisbahnen, ein 2007 gegründeter Verein, hat sich den Erhalt des Bahnhofs Ketzin und einer Fahrzeugsammlung auf die Fahnen geschrieben. Mit den Corona-Maßnahmen rückte der Verein nach eigenen Angaben in den Krisenmodus. Mittlerweile scheint die Stadt Ketzin von ihrer Lage im Berliner Speckgürtel zu profitieren, Bevölkerungszahl und Immobilienpreise steigen. Ob Bahnstrecke und Eisenbahnverein letztlich davon profitieren können, bleibt zu hoffen. Sicher ist es leider nicht.

Abgestellte Kleinlok N4
Eine Kleinlok N4 (Kö 9128), daneben ein Wagen aus Lindenbergs Sonderzug nach Pankow
Abgestellter LEW-Messwagen
Der LEW-Messwagen, ein Unikat zur Erprobung der einst neuen Elok-Baureihe 243
Mit Graffiti beschmierte Front des Messwagens
Die Neulackierung des Fahrzeugs lag zum Aufnahmezeitpunkt keine drei Jahre zurück
Abgestellter SVT vor Messwagen
Gegenüber eine der letzten Einheiten des SVT Görlitz, seit 2019 in Aufarbeitung
Das Flügelrad auf der Frontpartie des SVT
Die markante Frontpartie des VT18.16.07 (175 014) mit dem erhabenen Reichsbahn-Flügelrad
Graffiti über der Seitenanschrift
Abstellzeit und allgegenwärtiger Vandalismus hatten dem Fahrzeug bereits stark zugesetzt
Triebkopf seitlich mit Graffiti
Kunst sieht anders aus – aber eine museumsgerechte Unterbringung ebenso
Die Triebwagen-Einheit im stillgelegten Bahnhof
Damals ahnte niemand, dass dem Warten zwei Jahre später ein Happy End folgen sollte
Überblick Ladestraße mit Arbeitsvorrat
Der Arbeitsvorrat ist reichlich bemessen, was aber morgen sein könnte, bleibt ungewiss

Die Aufnahmen dokumentieren die Situation vor Ort im Frühjahr 2016.

  Nachtrag März 2023

Inzwischen haben sich die Reihen im Bahnhof Ketzin gelichtet. Ein Triebkopf des abgestellten Görlitzer SVT gelangte im Frühjahr 2018 nach optischer Aufarbeitung zu einer Ausstellung nach Nürnberg. Mit der Initiative Ein Zug für Mitteldeutschland startete 2019 in Dresden die Aufarbeitung des Zuges in professionellem Stil. Im Februar 2023 wechselten die Wagen des Belziger Traditionszuges zur LDK nach Leipzig.

Triebkopf bei der Aufarbeitung
An der betriebsfähigen Aufarbeitung des Schnelltriebwagens wird seit 2019 gearbeitet