Triumph der Neuen Schäbigkeit


Ein Lost Place muss Platz machen

  URBANES   11 | 1:45 Min

Der in den 1930er Jahren entstandene Hafen in Leipzig hatte über Jahrzehnte keinen Anschluss an das Gewässernetz. Mit der Anbindung kam die Aufwertung des Gebietes und der Bau eines neuen Stadtviertels, das allerdings unter Architekten auf wenig Zustimmung stieß.

Flutung Hafendurchstich
Der Durchstich vom Karl-Heine-Kanal zum Hafen war eine gut besuchte PR-Aktion

Jahrzehntelang war der Hafen ein Stück Leipzig. Natürlich wusste man, dass der Hafen ein Inseldasein führte und keine Anbindung an ein Gewässer hatte. Er war einfach da, die Brachfläche bot Raum für Hunderunden und Spaziergänge. Am 29. Januar 2015, einem Donnerstag, erfolgte feierlich die wasserseitige Anbindung des Hafens an den Karl-Heine-Kanal. Der zum Durchstich hektisch angesetzte Pressetermin inmitten landesweit gärender Protestaktion um Pegida & Co. konnte die lokale Aufmerksamkeit erreichen.

Alte Luisenbrücke
Die alte Luisenbrücke führte lange Jahre über Brachland im Industrierevier
Gebäudereste am Hafen
Verschiedene Halbruinen ergänzten stilsicher das brachliegende Areal
Altes Hafengelände
Der heutige Mittelpunkt des Quartiers mit Gebäuderesten vom Baukombinat

Eine Brachfläche verschwand, die Heldenstadt und Boomtown des Ostens sollte um ein weiteres Stück wachsen. Doch das, was dann emporwuchs, charakterisierten lokale Architekten ätzend als Stil der Neuen Schäbigkeit. Ungeachtet der ghettohaften Grundschnitte, den gefühlten Geschosshöhen von knapp zwei Metern und dem Flair eines Supermarkt-Parkplatzes überstiegen die Vermietungspreise des ersten Nachwende-Neubaugebietes deutlich die 10-Euro-Marke. Was hip ist, muss inhaltlich wohl nicht weiter überzeugen.

Brachfläche am Hafen
Das brachliegende Hafengelände war für Bau und Erschließung schnell beräumt
Blick von Luisenbrücke
Der Beräumung schloss sich die Profilierung des Wasserbeckens an
Neubau Hafenmauer
Im Frühjahr 2014 liefen die Arbeiten zum Aufbau der neuen Hafenmauer
Graffiti an Hafenmauer
In jenem Jahr grüßte auch noch ein Schüsselkopfmännchen von der Betonwand
Späterer Durchstich
Nach Rodungsarbeiten war der Graben für den Durchstich vorbereitet
Brückenrückbau
Auch die längst verfüllte Brücke zm geplanten Industriehafen III verschwand
Neues Stadtviertel
2017 liefen die Arbeiten am ersten Leipziger Nachwende-Neubaugebiet auf Hochtouren