TECHNIK 10 | 3:45 Min
Die Selketalbahn im Harzer Schmalspurnetz ist fester Bestandteil der touristischen Vermarktung der Region. Doch neben gut besuchten Hotspots klaffen auch im Netz der Harzbahnen manche Löcher. Eines ist der alte Umladebahnhof mit seiner unfreiwilligen Fahrzeugsammlung.
Manches läuft leider vollkommen anders ab als ursprünglich geplant. Die Sachstände sind schnell erzählt. Ausgeliefert wurde die 199 010 im Jahre 1934 als Kleinlok Kö 4325, später versah sie als 100 325 ihren Dienst bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR. Genau 50 Jahre nach ihrer Indienststellung war sie die erste von fünf auf Meterspur umgebauten Loks, die das Raw Ernst Thälmann
in Halle verließen. Auf die neue 199 010 warteten wichtige Aufgaben im Harz. Doch die politische Wende ließ es anders kommen. Binnen weniger Monate war die Region zwischen Gernrode, Nordhausen und Straßberg Brachland ohne Industrie.
Eisenbahnfreunde sicherten die 1993 ausgemusterte Maschine vor einem ungewissen Schicksal. Ihr neuer Standort wurde der Bahnhof Gernrode. Auch der Eintrag in die Denkmalliste Sachsen-Anhalts suggerierte Sicherheit. Doch ausgerechnet die vielbeachtete Verlängerung der Selketalbahn in die Welterbestadt Quedlinburg stand für den Anfang von ihrem Ende. Seither besitzt Gernrode einen völlig überdimensionierten Parkplatz für Selketalbahn-Besucher. Dem modernisierten Bahnhof Gernrode hingegen fehlen wichtige Abstellflächen.
Die 199 010 und eine Handvoll historischer Güterwagen mussten als Modernisierungsfolge auf den ehemaligen Umladebahnhof umziehen. Wenige hundert Meter Entfernung zum bisherigen Standort brachten dann die vorprogrammierten Vandalismusschäden. Wenige Jahre ließen das gepflegte Lokomotivchen zu einem Wrack verkommen. Der Umladebahnhof präsentiert sich heute als verwilderter Schrottplatz.