Lost Place überm Fuchsbrunntal


Verlassene Eisenbahnbrücke im Erzgebirge

  WEGE & PFADE   16 | 2:50 Min

Die Fuchsbrunnbrücke war Teil der Bahnlinie Zwönitz - Scheibenberg im Erzgebirge. Die aufwändig errichtete Panoramabahn fand als Reparationsleistung im Jahr 1947 ihr Ende. Eine Stahlbrücke im Zwönitzer Fuchsbrunntal überdauerte ihre Bahnstrecke mehr als sieben Jahrzehnte.

Fuchsbrunnbrücke bei Zwönitz
Die Fuchsbrunnbrücke ist der letzte Überrest der 1947 abgebauten Strecke Zwönitz - Scheibenberg
Trasse auf Fuchsbrunnbrücke
Mit einer Länge von 63,1 Metern war die Fuchsbrunnbrücke nur die zweitkürzeste der Strecke

Die Eisenbahnstrecke von Zwönitz nach Scheibenberg, zu der auch die Fuchsbrunnbrücke gehörte, nahm im letzten Jahr des 19. Jahrhunderts den Betrieb auf. In der ungewöhnlichen Ausführung als Höhenbahn ergänzte sie die im Jahre 1889 entstandene Verbindung von Buchholz nach Schwarzenberg. Schwarzenberg wiederum war bereits seit 1858 über Aue und Zwickau an das sächsische Eisenbahnnetz angebunden. Der Bau der Bahnlinie zeugte von der damaligen Wirtschaftskraft der Region, die mit ihr einen weiteren Anschluss an die weite Welt fand.

Fuchsbrunnbrücke im Wald
Die letzte von sieben Talbrücken liegt gut verborgen im Fuchsbrunntal bei Zwönitz
Blick empor zur Brücke
Auch in der emporgewachsenen Natur ist das Bauwerk mit seiner Höhe gut auszumachen
Brücke in der Landschaft
Dank an den Archivar: Gefertigt von August Klönne in Dortmund für 77.076,70 Mark
Fundament und Träger
Der letzte Anstrich der Brücke erfolgte im Jahre 1944 durch Kriegsgefangene

Keine Aussicht für Panoramabahn

Der Panoramabahn genannten Strecke sollte ihre Höhenlage letztlich zum Verhängnis werden. Das Güteraufkommen blieb hinter den Erwartungen zurück, der Bahntourismus war noch nicht erfunden, Panoramablicke zählten nicht im täglichen Verkehr. So folgte der Abbau als Reparationsleistung im Jahr 1947, wobei die Brücken und Viadukte zunächst stehen blieben. Sie verschwanden zur Schrottgewinnung sukzessive in den 1970er und -80er Jahren.

Tragwerk der Brücke
Der Gerüstpfeilerviadukt mit Blechträgerüberbau ist typisch für sächsischen Nebenbahnen
Fundament und Träger
Im Gegensatz zu anderen Kunstbauten der Strecke tragen die Fundamente hier noch ihre Brücke
Aufsicht Brückenkonstruktion
Bürgerliches Engagement rettete die letzte Brücke der Panoramabahn über die Zeiten
Widerlager der Brücke
Das nördliche Widerlager: Bauliche Details, die sich in die Natur einfügten

Der letzte Mohikaner

Neben manchen Zufällen verhinderte schließlich bürgerliches Engagement in der politischen Wendezeit den geplanten Abriss der Brücke. Dann tat sich lange Zeit nichts. Ausgerechnet der Radtourismus brachte das marode gewordene Bauwerk wieder in die Diskussion. Die Fuchsbrunnbrücke soll Teil eines Fernradweges von Chemnitz nach Karlovy Vary werden.

Aussichtsstelle Fuchsbrunnbrücke
Die angestammte Aussichtsstelle vor der Brücke im Sommer 2019
Wanderwegweiser zur Brücke
In Zwönitz ist die 'Fuchsbrunnenbrücke' längst Teil der beschilderten Wanderwege
Strecke als Wanderweg
Die ehemalige Bahntrasse aus Richtung Zwönitz, eine solide Grundlage für einen künftigen Radweg
Denkmal Kleinlok
Seit 2005 erinnern eine Kleinlok und ein Fakultativwagen am ehemaligen Bahnhof Beierfeld an die Panoramabahn

Die künftige Baustelle wurde freigeschnitten und gesichert, Untersuchungen und Vermessungen folgten. Der Kampf um den Erhalt der Fuchsbrunnbrücke schien ausgestanden zu sein. Ende Dezember 2021 schlossen die anliegenden Gemeinden Zwönitz, Lauter-Bernsbach und Lößnitz eine Zweckvereinbarung, wenig später kam noch Grünhain-Beierfeld dazu. Die Kostenermittlung ergab einen Aufwand von 2,4 Mio EUR, das Landesamt für Städtebau und Verkehr hatte eine Fördermittelzusage von 90 % gegeben. Doch die Kostensteigerungen durch die Corona-Maßnahmen schraubten den Sanierungsaufwand um 20 Prozent in die Höhe. Ausschreibungs-Gebote und Budget passten nicht mehr zusammen. Angesichts aktueller wie künftiger Haushaltsprobleme wenig beruhigend. Das Happy End für die Fuchsbrunnbrücke lässt auch nach mehr als sieben Jahrzehnten weiter auf sich warten.

Brücke überm Tal
Das Interesse an einem Erhalt ist vor Ort groß, das Warten ist noch nicht zu Ende
Bauzaun an der Brücke
Die Zukunft der Fuchsbrunnbrücke bleibt durch Teuerungen und leere Kassen leider ungewiss

  Nachtrag Oktober 2024

Um die Finanzierungslücke zu schließen, suchte man deshalb beim Denkmalschutz nach alternativen Fördermöglichkeiten. Ende September 2024 wurde jedoch bekannt, dass das sächsische Landesamt für Denkmalpflege keine Fördermittel zur Verfügung stellen kann, da das zur Verfügung stehende Budget nicht ausreichend sei. Daran wird sich wohl auch in Zukunft leider nichts ändern.