Lost Place überm Fuchsbrunntal


Verlassene Eisenbahnbrücke im Erzgebirge

  WEGE & PFADE   12 | 2:10 Min

Die Fuchsbrunnbrücke war Teil der Bahnlinie Zwönitz - Scheibenberg im Erzgebirge. Die aufwändig errichtete Panoramabahn fand als Reparationsleistung im Jahr 1947 ihr Ende. Eine Stahlbrücke im Zwönitzer Fuchsbrunntal überdauerte ihre Bahnstrecke mehr als sieben Jahrzehnte.

Fuchsbrunnbrücke bei Zwönitz
Die Fuchsbrunnbrücke ist der letzte Überrest der 1947 abgebauten Strecke Zwönitz - Scheibenberg
Trasse auf Fuchsbrunnbrücke
Mit einer Länge von 63,1 Metern war die Fuchsbrunnbrücke nur die zweitkürzeste der Strecke

Die Eisenbahnstrecke von Zwönitz nach Scheibenberg, zu der auch die Fuchsbrunnbrücke gehörte, nahm im letzten Jahr des 19. Jahrhunderts den Betrieb auf. In der ungewöhnlichen Ausführung als Höhenbahn ergänzte sie die im Jahre 1889 entstandene Verbindung von Buchholz nach Schwarzenberg. Schwarzenberg wiederum war bereits seit 1858 über Aue und Zwickau an das sächsische Eisenbahnnetz angebunden. Der Bau der Bahnlinie zeugte von der damaligen Wirtschaftskraft der Region, die mit ihr einen weiteren Anschluss an die weite Welt fand.

Fuchsbrunntal bei Zwönitz
Die letzte von sieben Talbrücken liegt gut verborgen im Fuchsbrunntal bei Zwönitz
Blick empor zur Brücke
Auch in der emporgewachsenen Natur ist das Bauwerk mit seiner Größe gut auszumachen
Fundament und Träger
Der letzte Anstrich der Brücke erfolgte im Jahre 1944 durch Kriegsgefangene

Keine Aussicht für Panoramabahn

Der Panoramabahn genannten Strecke sollte ihre Höhenlage letztlich zum Verhängnis werden. Das Güteraufkommen blieb hinter den Erwartungen zurück, der Bahntourismus war noch nicht erfunden, Panoramablicke zählten nicht im täglichen Verkehr. So folgte der Abbau als Reparationsleistung im Jahr 1947, wobei die Brücken und Viadukte zunächst stehen blieben. Sie verschwanden zur Schrottgewinnung sukzessive in den 1970er und -80er Jahren.

Tragwerk der Brücke
Der Gerüstpfeilerviadukt mit Blechträgerüberbau ist typisch für sächsischen Nebenbahnen
Brücke in der Landschaft
Dank an den Archivar: Gefertigt von August Klönne in Dortmund für 77.076,70 Mark
Ansicht Brückenpfeiler
Bürgerliches Engagement rettete die letzte Brücke der Panoramabahn über die Zeiten

Der letzte Mohikaner

Nach manchen Zufällen verhinderte schließlich bürgerliches Engagement in der politischen Wendezeit den geplanten Abriss der Brücke. Dann tat sich lange Zeit nichts. Ausgerechnet der Radtourismus brachte das marode gewordene Bauwerk wieder in die Diskussion. Die Fuchsbrunnbrücke soll Teil eines Fernradweges von Chemnitz nach Karlovy Vary werden.

Strecke als Wanderweg
Der Gleisbogen aus Richtung Zwönitz, eine solide Grundlage für den künftigen Radweg
Ehemalige Bahntrasse
Weitere Eisenbahnrelikte stehen verborgen im dichten Blaubeergestrüpp
Aussichtsstelle Fuchsbrunnbrücke
Mit dem Radweg würden die Aussichtsstelle und ihr Geländer Geschichte sein

Ende Dezember 2021 schlossen die anliegenden Gemeinden Zwönitz, Lauter-Bernsbach und Lößnitz eine Zweckvereinbarung. Die Sanierungsmaßnahmen liefen zwei Jahre später an, die Baustelle wurde freigeschnitten und gesichert, Untersuchungen und Vermessungen folgten. Der Kampf um die Ruine der Fuchsbrunnbrücke schien ausgestanden zu sein. Mit den ersten Arbeiten folgte allerdings die Erkenntnis, dass der Sanierungsaufwand wesentlich höher veranschlagt werden muss. In heutiger Zeit sicher keine ungewöhnliche Erkenntnis, doch angesichts allgemeiner Haushaltsprobleme wenig beruhigend. Das Happy End nach mehr als sieben Jahrzehnten wäre dem Bauwerk zu gönnen. Ihre zweifelhafte Aura als Lost Place würde die Fuchsbrunnbrücke dann endlich verlieren, doch hoffentlich nicht ihren Charme.

Denkmal Kleinlok
Bereits seit 2005 erinnert die Kleinlok 100 953 im nahen Grünhain-Beierfeld an die Panoramabahn