Alter Fliegerhorst Lud­wigs­lust


Ein Lost Place inmitten der Vegetation

  MILITARIA   13 | 4:00 Min

An der Stüdekoppel, südlich vom mecklenburgischen Ludwigslust, sind im Schatten eines weitläufigen Brachlandes die Reste einer Militäranlage der Luftwaffe zu finden. Seit dem Abzug der Roten Armee stand das Objekt leer, verfielen Gebäude zu Ruinen.

Ruine in Vegetation
Der Blick über das Gelände ist nur während der vegetationsfreien Zeit möglich

Das Gelände beherbergte einst den Fliegerhorst Ludwigslust. Die Pläne für eine Einsatz- und Ausbildungsstätte entwickelte bereits die Reichswehr, noch vor der Gründung der Luftwaffe begannen 1934 die Bauarbeiten. Doch die Zeit dieser Flugschule währte nicht lang. Am Standort Ludwigslust verblieben bald nur noch Wartungsarbeiten durch die Heinkel-Flugzeugwerke sowie das Einfliegen und die Truppeneinführung neuer Flugzeugtypen, unter ihnen die Ju 88, He 177 und He 162. Bis Kriegsende folgten Stationierungen und Bezeichnungen im beständigen Wechsel: Lehrgeschwader, Kampfgeschwader, Aufklärungsschule, Jagdgeschwader, Ergänzungs-Nachtjagdstaffel, Schlachtgeschwader, Kampfgeschwader, Transportgruppe ...

Ehemaliges Heizhaus
Am einstigen Heizhaus zeigt sich der nicht aufzuhaltende Wiedereinzug der Natur
Blick in den Hangar
Zwei ehemalige Flugzeughangars überstanden den Leerstand, aber die Zeit arbeitet gegen sie
Umgestürzte Birke am Hangar
Selbst die Natur scheint sich an den Verfall der Brache anpassen zu wollen

Beständigkeit und Wechsel

Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg zeichneten sich hingegen durch gewisse Beständigkeit aus. Nach 1945 belegten sowjetische Streitkräfte der Westgruppe die Anlagen. Hauptnutzer war ein Panzerregiment, aber auch Mot-Schützen, Panzerabwehr und Pioniere waren am Standort des einstigen Fliegerhorstes stationiert. Auf dem Gelände befand sich außerdem eine Radarstation sowie ein Beobachtungsposten. Ein Feldflugplatz der sowjetischen Streitkräfte entstand dagegen südöstlich des Fliegerhorst-Geländes neu.

Schreibtisch in Wachgebäude
Wüst aber weitgehend intakt blieb mitten im Niemandsland ein ehemaliger Dienstposten
Unterirdischer Lagerraum
Auch dieser funktionelle Unterstand nebenan sah bestimmt schon bessere Zeiten
Betonbruch in einem Hangar
Einer der Hangars dient noch als ziemlich sinnfreier Lagerraum für Betonbruch

Schrittweiser Verfall

Wie andere militärische Bauten auch errichtete man Gebäude und Anlagen streng nach festgelegten Standarts. Die Hallendächer der Hangars entstanden in Leichtbauweise als Stahlfachwerkkonstruktion mit Holzverkleidung. Waren die Gebäude und Anlagen nach Jahrzehnten ohnehin in keinem guten Zustand, verschärfte sich mit dem Abzug der sowjetischen Truppen die Situation. An einer Nachnutzung als Militärstandort bestand kein Interesse, für eine zivile Nutzung der Gebäude fand sich in der Nachbarschaft des Gewerbegebietes Techentin kein Interessent. Der nordöstlich gelegene Flugzeughangar 1 verschwand 2005 für den Bau einer modernen Abfallverbrennungsanlage. Nur Hangar 2 und 3 blieben stehen. Die Dachkonstruktion der beiden Hangardächer befindet sich in einem desolaten Zustand, Teile sind bereits eingestürzt. Auch die ehemalige Flugleitung und das Heizhaus sind stark vom Verfall gezeichnet.

Grasdecke über dem Rollfeld
Das gepflasterte Rollfeld vor den Hallen ist unter einer dichten Grasschicht noch vorhanden
Blick in Hangar 2
Im verfallenden Hangar 2 liegen Reste von Betonbruch neben abgestürzten Dachbalken

Es ist nicht so, dass das verfallende Objekt im Niemandsland stehen würde. Im nordwestlichen Teil des Geländes befindet sich heute eine Kiesgrube für eine nahe gelegene Baustofffirma. Das schmale Südost-Ende teilen sich die übriggebliebenen Reste des Fliegerhorstes mit einem Gewerbegebiet. Flächendeckend aber erobert sich die Natur das brach liegende Gelände Stück um Stück zurück.

Am Hangar 2
Die Schiebetore sind noch weitgehend erhalten, dennoch steht der Bau kurz vor dem Einsturz
Hangar in der Außenansicht
Die Hangars gehören zu einem Standard-Bautyp, der auch andernorts zu finden ist
Treppe an der Fliegerschule
Wenig einladend zeigt sich die Freitreppe am Eingang der ehemaligen Fliegerschule