Drahtseilakte bei Bleichert


Industrieruine wird Edelimmobilie

  INDUSTRIE   17 | 3:20 Min

Über Jahrzehnte war das Traditionsunternehmen Weltmarktführer in der Herstellung von Seilbahnen und Transportanlagen, mit der Wende kam das Aus. Nach zwei Jahrzehnten Leerstand und Verfall begann der Umbau der verlassenen Fabrikanlage zu einem Wohnpark.

Hauptgebäude Bleichert-Werke
An der maroden Fassade des Verwaltungsgebäudes warb man bereits seit 2015 um spätere Mieter

Adolf Bleichert & Co. in Leipzig-Gohlis galten als die Spezialisten für die Herstellung von Drahtseilbahnen, Baggern und Krananlagen. Das Unternehmen stieg zeitweise zum Weltmarktführer auf, hielt zahlreiche Rekorde inne und besaß Niederlassungen in Paris, Brüssel und London. Nach dem Zweiten Weltkrieg produzierte der Betrieb als sowjetische Aktiengesellschaft Reparationsgüter. Diese SAG Bleichert ging 1954 als einer der letzten Betriebe in DDR-Volkseigentum über.

Ruine im Wildwuchs
Grün eingerahmt zeigte sich die Südflanke des Geländes entlang der Thüringer Bahnlinie
Hof hinter Werkstor
Blick von der Gohliser Wilhelm-Sammet-Straße auf das verlassene Werksgelände
Leere Werkhalle
Mehr als zwei Jahrzehnte standen die beräumten Produktionshallen in Gohlis leer
Altes Werktor
Nach der Schließung dachte niemand, dass Teile des Bleichert-Areals irgendeine Zukunft hätten

Damit verschwand der Name des Firmengründers, als VEB Verlade- und Transportanlagen lagen die Produktionsschwerpunkte nunmehr auf Autokränen, Elektrokarren und Staplern. Wenngleich die Produktlinie der Seilbahnen eingestellt wurde, baute der Betrieb Produktion und Kapazitäten weiter aus und wurde zum Stammbetrieb des TAKRAF-Kombinates der DDR. Die westdeutschen Standorte gingen später in der Friedrich Krupp AG auf. Die politische Wende 1989 brachte einen harten Schnitt. Bereits 1991 endete die Produktion am traditionellen Bleichert-Standort, 1993 ging die VTA Leipzig GmbH in der Liquidation. Am Stammsitz in Leipzig Gohlis folgten Leerstand und Verfall.

Innenhof Fabrikruine
Das eng bebaute Gelände des Stammwerkes brachte es auf übersichtliche 12.000 Quadratmeter
Fundamentrest
Zwei Jahrzehnte verharrten die Gebäude im Schwebezustand zwischen Ausharren und Verfall
Ruine Nebengebäude
Bis zum Jahr 2015 hatte sich die Natur die Brachfläche erobert ...
Anlage im Wildwuchs
... und wucherte schließlich auch über das Informationsbanner
Fabrikschornstein
Für den Schornstein fand sich kein Platz in den neuen Konzepten, er verschwand
Hinweisschild
Einige wenige Beschilderungen verrieten an den Ruinen noch etwas über die einstige Nutzung
Verfallenes Gebäude
An dem Verfall einzelner Gebäude konnte man man den wechselvollen Lauf der Jahrzehnte erahnen
Turmhaube Verwaltungsgebäude
Die markante Turmhaube blickte im Jahr 2015 noch fensterlos übers Land

Das brachliegende Areal erwarb die CG-Gruppe, um es zu einer modernen Wohnanlage mit Büro- und Gewerbeflächern umzubauen. Gemeinsam mit der Leipziger GRK-Holding entstanden aus den Industrieruinen ab 2014 schrittweise für rund 80 Millionen Euro die Gohliser Höfe als neues Stadtquartier.


  Nachtrag Herbst 2024

Verfallenes Wohnhaus
Verfall auf dem Bleichert-Gelände und in der angrenzenden Wilhelm-Sammet-Straße
Saniertes Wohnhaus
Vorher-Nachher-Effekt, mehr als 15 Jahre liegen zwischen den beiden Aufnahmen
Hof Fabrik
Die Bausubstanz aus der Zeit zwischen 1881 und 1911 zeigte deutliche Spuren der Zeit
Hof Wohnanlage
Dieselbe Ecke des Hofes, jetzt mit dem Atriumhaus, dahinter die Fabrikterrassen
Verfallene Villa
Die sanierte Verwaltung als Königshaus, beim Kopfbau vorn war wohl die Phantasie zu Ende