An vielen unauffälligen Orten zeugen Artefakte von Brüchen und Verwerfungen aus simplem Alltag und großer Geschichte. Diese Fundstücke erzählen von unbekannten Dingen wie von bemerkenswerten Begebenheiten. Das Themenfeld der Lost Places bietet spannende Querverweise und interessante Parallelen. Unerwartete Pointen und nette Spitzfindigkeiten gehören dazu.
#1 Wildwuchs in der Urbanität
Emporgeschossene Lost Places
Lange Zeit tauchte Natur im städtischen Kontext bestenfalls als Zierde, Randerscheinung oder Gegensatz auf. Doch vor dem Hintergrund mancher Brüche in der Stadtentwicklung wird man sich mit dem scheinbar widersprüchlichen Begriffspärchen neu arrangieren müssen.
#2 Melancholie – Dunkel und in Moll
Über den gepflegten Trübsinn
Wohl jedem ist die Melancholie bekannt, doch das Phänomen erweist sich als regelrechter Steinbruch. Kluge Köpfe haben sich redlich um Annäherung bemüht. Mit den Ausbrüchen aus der Zeit streift die Melancholie interessanterweise auch das Phänomen der Lost Places.
#3 Aussterbende Industrie-Symbole
Schornsteine verschwinden
Einst galten sie als steinerne Ausrufezeichen des Fortschritts, die im 19. Jahrhundert begannen, den Kirchtürmen ihre himmelweisende Position streitig zu machen. In Zeiten von Industrie 4.0 sterben die ramponierten Wahrzeichen von Fortschritt, Industrie und Wohlstand aus.
#4 Berge mitten im flachen Land
Scherbelberge als beliebtes Ausflugsziel
Alles, was sich mehr als zehn Meter über das platte Land erhebt, gilt den Leipzigern als Berg. Bis auf wenige Ausnahmen sind diese Erhebungen nicht natürlichen Ursprungs. Die bekanntesten unter ihnen wuchsen aus Haushaltsabfällen oder Kriegstrümmern.
#5 Der Dachboden als Zeitkapsel
Vertrauter wie geheimnisvoller Ort
Um ausgewählte Dinge an folgende Generationen weiterzugeben, wählte man bei größeren Bauprojekten eine Zeitkapsel zur Aufbewahrung. Eingelassen wurde sie zumeist im Grundstein – aber auch hoch oben in den sogenannten Kirchturmsknöpfen.
#6 Tote Hose im Stadtzentrum
Weißer Januar durch das ganze Jahr
Bereits vor einiger Zeit entstand der Begriff des Weißen Januar. Damit bezeichnete man die nachweihnachtliche Flaute bei Gastronomie und Kulturbetrieb. Inzwischen hat das Sterben der Läden und ganzer Innenstädte bislang ungeahnte Ausmaße angenommen.
#7 Lost Places ohne Mindestalter
Pleitewellen sorgen für ständigen Nachschub
Unauffällig wie unaufhaltsam ist die Globalisierung von Industrie und Handel vorangeschritten. Die Innenstädte sind längst tot, nur ab und an wechseln im festen Korsett Namen und Brandings. Hinterrücks rollende Pleitewellen bedienen den Markt neuer Lost Places.
#8 Grabenkämpfe um ein Denkmal
Schwierigkeiten mit Deutungshoheit und Symbolen
Vier Oktobertage des Jahres 1813 hielten als Völkerschlacht bei Leipzig Einzug in die Geschichtsbücher. Die Ereignisse und das Gedenken an sie sorgten reichlich für Brüche und Verwerfungen. Kontroversen zur Deutungshoheit dauern bis heute unvermindert an.